Bachs sechs Suiten für Cello solo sind ungemein facettenreiche Gipfelwerke, die bis heute das Repertoire der Cellisten dominieren. In den Suiten lotet Bach mit rasanten Läufen, subtilen Doppelgriffen sowie vielfältigen Formen und Satzweisen die technischen Möglichkeiten des Instruments voll aus. Wie so oft bei Bach sind die Suiten auch kompositorische Lehrstücke, alle sechs unterliegen einem stetigen Wechsel von Tonarten, Variationen, Rhythmen, Umkehrungen, Stimmungen und Klangfarben. Die handwerkliche Perfektion ist aber Durchgangsstation: zu einer Realität zweiter Ordnung, in der Vollkommenheit und die unergründliche Verwandlungskraft von Musik zu Hause sind.
Jetzt hat sich die Schweizer Cellistin Maja Weber dieses musikalischen Universums angenommen. Zu verdanken ist dies der Begegnung mit einem Ausnahmeinstrument: dem Stradivari-Cello “Bonamy Dobrée-Suggia“ 1717. Der Cellist Hancock spielte es, der englische Gelehrte und Namensgeber Bonamy Dobrée besaß es – dieses Instrument von Stradivari aus dem Jahre 1717. Die bewegende Geschichte des kostbaren Cellos beginnt mit der geheimnisvollen, divenhaften Portugiesin Guilhermina Suggia (1885–1950), die im Spiel mit ihrem Lieblingscello technische Perfektion und gefühlvolle Interpretation verschmolz und so ihr Publikum mit warmen und tiefen Tönen verzauberte. Nach Suggias Tod wurde das Cello verkauft, der Erlös kam Stipendiaten der Royal Academy of Music zugute. Das Stradivari-Cello “Bonamy Dobrée-Suggia“ gehört heute zur Sammlung der Schweizer Stradivari-Stiftung Habisreutinger. Maja Weber spielte es während 20 Jahren weltweit in unzähligen Konzerten. Es gibt kaum einen besseren Partner, um sich an eines der eindrucksvollsten musikalischen Denkmäler der ganzen westlichen Musik heranzuwagen.