Drei vokale Einlagen mit der vorzüglichen Sopranistin Hannah Morrison werten das Programm dieser CD zusätzlich auf. Haydn als aktueller Komponist: Besser könnte man ein solches Ziel programmatisch und musikalisch nicht umsetzen.
Ja und nein… Keines der hier vorgestellten Werke ist je in unserer Zeit dieser Form gehört worden. Die Sinfonie C-Dur Hob.I:60 erklingt in der Bearbeitung des Haydn-Zeitgenossen und Harfenisten Pater Meingosius Gaelle aus Salzburg. Ursprünglich hatte Haydn die Sinfonie als Schauspielmusik für das Lustspiel „Le Distrait“ geschrieben, das am Estrerházy’schen Hof als „Der Zerstreute“ 1774 uraufgeführt worden war. Die Sinfonie „Le Distrait“ stellt eine nahezu lückenlose Kette von musikalischen Slapsticks dar, mit denen Haydn auf die Handlung der Komödie anspielt – bis hin zum rasanten Kehraus auf das „Der Zerstreute“-Stück: Die Violinen haben offensichtlich ihre Instrumente zu stimmen vergessen und müssen diesen Vorgang mitten im Stück noch nachholen!
Auch das Concertino G-Dur Hob.II:1, ein Werk, das Haydn in verschiedenen Fassungen hinterlassen hat ist in dieser Version nie aufgeführt worden. Zusammen mit anderen Bearbeitung Haydn’scher Werke liegt es ebenfalls im großen Augsburger Lautenkonvolut.
In Gestalt der französischen Ariette „Je ne vous dirais point: j’aime“ begegnet uns ein Zitat aus einer weiteren Haydn-Sinfonie: der Nr. 53 in D-Dur „L’Imperiale“ (Hob. I:53), die 1780 erstmals in London, 1786 in Paris im Druck erschien. Das Thema ihres eingängigen Variationen-Satzes erschien als Lied-Einlage für das Schauspiel L’Inconséquente ou Le Fat Dupé – eine schlichte Romanze, die schon bald als Ariette du Fat Dupé in die Pariser Harfen-Edition Terpsichore einging. Nuovo Aspetto ergänzt die anonyme Vokalbearbeitung durch Variationen, die der Harfenist Johann Baptist Krumpholz über den gleichen Sinfoniesatz Haydns geschrieben hat.
Auch Haydn selbst betätigte sich immer wieder einmal als musikalischer Bearbeiter: Im Falle der Welsh Airs mit den Titeln The Despairing Bard (Hob. XXXIb:19) und The Inspired Bard (Hob. XXXIb:25), die ab 1809 in mehreren Folgen im Druck herauskamen, hat Haydn die mit englischen Nachdichtungen unterlegten gälischen Weisen um eine Instrumentalbegleitung für Klaviertrio bereichert – bzw. mit Harfe anstelle des Pianofortes.