Der Booklettext – ein Kapitel für sich. Teil 1
1. So lang darf ein Booklet-Text sein
Eine der erste Fragen, die mir bei fast jedem Projekt gestellt wird: Wie lang soll denn der Booklettext sein?
In der Theorie ist das schnell beantwortet: Wir rechnen mit etwa 1.700 Zeichen inkl. Leerzeichen pro Bookletseite. (Andere Labels geben um die 2.000 Zeichen pro Bookletseite ein, aber wir möchten eine wirklich gute Lesbarkeit garantieren.)
In der Praxis gibt’s doch einiges zu bedenken.
Um auf die Zeichenzahl zu kommen, die Sie an den Autor weitergeben können, müssen wir aber noch einiges besprechen:
Als erstes besprechen wir, was es für eine Art Text werden soll, ob ein Autor etwas über das / die Werke schreibt, Sie selbst einen Text schreiben oder es gar zwei sich ergänzende Texte geben soll.
Neben einem allgemeinen Text zum Repertoire wollen manche Künstler gerne einen persönlicher gefärbten Text über das Projekt schreiben.
Als nächstes überlegen wir, in welche Sprachen der Text übersetzt werden soll.
Unser Standard ist deutsch / englisch / französisch – oder aber deutsch / englisch.
Es ist durchaus vorstellbar, dass noch eine andere Sprache Berücksichtigung findet, z.B. weil das Repertoire in einem bestimmten Kulturraum ganz besonders gefragt ist oder der Künstler dort seinen Auftrittsschwerpunkt hat. Das sollten wir dann im Einzelfall besprechen.
Zuletzt besprechen wir, ob es (eine) Biografie(n) geben soll, wie lang die sein darf (dürfen) und in welchen Sprachen sie erscheinen soll(en). Je nach Platzbedarf nehmen wir die Biografie(n) nur auf Englisch ins Booklet. Oder wir lassen sie sogar ganz weg.
Zwei Rechenbeispiele:
Beispiel 1: Bei einem Digipack mit einem 24-seitigen Booklet mit Klaviermusik soll der Text in drei Sprachen erscheinen.
Von den 24 Seiten brauchen wir auf jeden Fall:
- 2 Seiten Cover und Bookletrückseite
- 2–3 Seiten für Tracklisting und Impressum
- 1 Seite für mindestens! ein Foto des Künstlers
Hier wären nun also noch 18–19 Seiten zu verteilen. Wenn eine Biografie in zwei bzw. drei Sprachen mit ins Booklet soll, sollten wir noch einmal 2–3 Seiten einplanen. Bleiben noch 14–15 freie Seiten – sprich: ca. 5 Seiten pro Sprache.
Wenn wir die nun aber voll für den Text ausschöpfen, wird es eher eine Bleiwüste denn ein attraktives Booklet.
Ich würde dazu raten, mindestens 1–1 1/2 Seiten pro Sprache für eine Bebilderung entlang der Texte einzuplanen – womit wir bei ca. 3 1/2 – 4 Seiten pro Sprache ankämen – was unserer Erfahrung nach eine sehr gute Länge für ein CD-Booklet ist.
Insgesamt haben wir hier ein bisschen Spielraum: Eine Textlänge von 6.800 bis maximal 8.000 Zeichen wäre hier im Rahmen.
Kleiner Praxistipp am Rande: Vielen Autoren fällt es schwer, sich kurz zu fassen – mehr als die Hälfte der Texte, die wir bekommen, sind deutlich länger als die vorgegebene Zeichenzahl – ich würde daher immer die Zeichenzahl-Untergrenze angeben – längere Texte bekommt man dann meist trotzdem ;-)
Beispiel 2: Es ist ein 40-seitiges Digibook mit Liedern von verschiedenen Komponisten geplant. Sowohl Einführungstext als auch Liedertexte in drei Sprachen sollen Berücksichtigung finden.
- 2 Seiten Cover und Bookletrückseite
- 2, vielleicht sogar eher 3 Seiten für Tracklisting und Impressum (bei verschiedenen Komponisten und diesem Repertoire können Tracklistings auch schon einmal gute 2 Seiten einnehmen. Das Impressum sollte dann auf jeden Fall eine eigene Seite bekommen!)
Sobald Gesangstexte ins Spiel (bei Liedern oder Arien) kommen, ist es das Sicherste, wenn Sie mir vorab die gesungenen Texte schicken – mindestens in der Originalsprache, besser noch mit Übersetzung.
Ich baue diese dann probeweise schon einmal in ein Booklet ein, um abschätzen zu können, wieviele Seiten wir dafür benötigen werden und gebe spätestens 2 Tage später eine Einschätzung dazu ab. (Die Einschätzung wird um so genauer, wenn wir z.B. bei italienischen Arien schon eine deutsche Übersetzung haben – die um einiges mehr Platz als das italienische Original benötigen wird!). Oftmals ist damit schon die Hälfte des Booklets oder mehr verplant.
Anschließend ermitteln wir, wieviele Seiten noch für den Einführungstext bleiben – und manchmal müssen wir dann von Neuem überlegen, ob überhaupt genug Platz für drei Sprachen ist – oder wir uns vielleicht doch auf deutsch und englisch beschränken müssen. (Auf französisch oder andere Sprachen müssen wir dennoch nicht verzichten: In solchen Fällen bauen wir mittlerweile häufiger einen QR-Code ins Booklet ein, von dem aus man direkt zur entsprechenden Übersetzung gelangt und diese auf dem Smartphone oder Tablet bequem lesen kann!)
Was fast noch wichtiger: Worum soll es überhaupt im Booklet-Text gehen? Was sind Klassik-Texte, die wirklich gerne gelesen werden? Dazu geht’s im nächsten Blogbeitrag – ich freue mich darauf,
Ihre Christine Schweitzer
Weitere Fragen, Anregungen oder Feedback zu diesem Thema? Schreiben Sie mir gerne an cs@prospero-classical.com